Harada Mitsusuke

Harada Mitsusuke wurde am 16. November 1928 in der damals mandschurischen Hafenstadt Ta-Lien (jap.: Dairen) als Sohn japanischer Eltern geboren. Während seiner Kindheit, die er weiterhin auf dem chinesischen Festland verbrachte, beobachtete er wiederholt Anhänger des T’ai-Chi Ch’üan bei ihrer Übung in Parks, was sein Interesse an Kampfkunst weckte. Nachdem er in Tōkyō, Japan, in die Mittelschule eingeschult worden war, berichtete ihm ein Klassenkamerad von einem „sehr starken“ Karateka namens Funakoshi Yoshitaka (1906–1945). Da Schulhofschlägereien keine Seltenheit waren, strebte Harada nach kämpferischen Fertigkeiten, suchte am nächsten Tag Funakoshis Übungsstätte, den „Shōtōkan“, auf und begann so Ende 1943 seinen lebenslangen, von Höhen und Tiefen geprägten Karate-Weg. Funakoshi Gichin (1868–1957), dessen Sohn Yoshitaka, Uemura Tsunejirō (1906–2002) und Hayashi Yoshiaki (1907–1989) waren in jener Zeit die Hauptlehrer im Shōtōkan („Shōtō“ war Gichins Künstlername).
Vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs erhielt er unabhängig davon auch Unterricht im Bajonettkampf (Jūken-Jutsu) sowie eine Ausbildung zur lebenden Bombe gegen US-amerikanische Panzer, deren Umsetzung in die Praxis ihm glücklicherweise erspart geblieben ist.
1948 nahm er das Wirtschaftsstudium an der renommierten Waseda-Universität in Tōkyō auf und wurde Mitglied des Karate-Klubs derselben Hochschule. Übergangsweise übte er zuvor noch für etwa drei Monate als Privatschüler von Funakoshi Gichin. Ab 1953 trainierte Harada über achtzehn Monate hinweg täglich als Privatschüler von Egami Shigeru (1912–1981), einem Schüler der beiden Funakoshis. Während seines Studiums erhielt er zudem Anleitung von Okuyama Tadao (1918–2006), einem Schüler von Funakoshi Yoshitaka.
1955 wanderte Harada, nunmehr als Angestellter einer Bank, nach Brasilien aus und gründete mit Funakoshi Gichins ausdrücklicher Genehmigung das selbstständige „Shōtōkan Brasilien“. Nachdem er 1956 von Funakoshi seinen 5. Dan erhalten hatte, beanspruchte er für den Rest seines Lebens keine höhere Graduierung mehr. Denn dies war die höchste Stufe im Karate seines Lehrers. Von Egami wurde er 1957 mit einer Urkunde zum „Karate-Dō-Lehrer“ ernannt.
1963 folgte er einer Einladung nach Frankreich, zog aber schließlich nach Großbritannien. Dieser Umzug geschah nicht ganz freiwillig, war er doch das Ergebnis einer Jahrzehnte später aufgedeckten Intrige eines japanischen Karate-Geschäftsmanns, die zu Haradas Abschiebung aus Frankreich führte. Am 1. Juni 1966 gründete er den „Karate-Dō Shōtōkai“ (kurz: KDS) und widmete sich fortan gänzlich der Übung, Erforschung und Unterweisung seines Karate.
Um weitere Kata zu lernen und sich vor Ort über eine vom Karate-Klub der Chūō-Universität ausgehende Neuausrichtung von Funakoshis Karate weg von einem Budō, hin zu einer eher tänzerischen Kunstform zu informieren, reiste er 1967 für sechs Monate nach Japan. Von Egami erhielt er hinsichtlich dieser Neuausrichtung jedoch keine eindeutige Antwort. Dennoch stellte ihm Egami daraufhin im Namen von Shōtōkai Japan 1968 eine Urkunde aus, die ihn als „höchsten Ausbilder“ dieser Karate-Richtung in Europa auswies. Aufgrund von Egamis unklarer Haltung besann sich Harada auf sein früheres Training unter Egami und konzentrierte sich infolgedessen erfolgreich darauf.
In dem populären stilübergreifenden Buch „Know Karate-do“ von 1975 wurde Harada mit Foto als der „oberste Shōtōkai-Ausbilder für Europa“ vorgestellt. Während jener und der nächsten Dekaden entstanden in verschiedenen Ländern KDS-Gruppen, z. B. in Frankreich, Großbritannien, Belgien, Marokko, Finnland, Estland, Spanien, Deutschland, Kanada.
An einem 1991 im britischen Durham ausgerichteten großen Budō-Festival beteiligte sich Harada mit einer Karate-Aufführung, die auch für eine später erschienene Dokumentation gefilmt wurde. 1997 und 1999 wurden zwei Bücher in englischer Sprache über sein Leben mit Karate veröffentlicht. 2001 traf sich Harada in Japan erneut mit Okuyama, der ihm in seinem Weg bestärkte und ihm seine seit den 1960er Jahren entwickelte Übungsform mit einem geraden Holzschwert (Bokken) vorstellte.
In Anerkennung seiner Verdienste um das Karate wurde Harada 2007 von der britischen Königin zum MBE (Member of the Order of the British Empire) berufen. Eine 2012 begonnene Filmdokumentation über sein Leben und Karate ließ er mit der Begründung abbrechen, dass sie zu teuer und für niemanden von Interesse sei. Auf der Jubiläumsveranstaltung zum achtzigjährigen Bestehen von Shōtōkai Japan gab er 2015 in Tōkyō zusammen mit seinem trainingsältesten Schüler Bernard Mathieu eine Vorführung.
Über seine Lehrer war Harada Teil der orthodoxen Shōtōkan-Strömung, wie er selbst sie nannte. In dieser gilt es, das volle körperliche und geistige Potential des Menschen ausschöpfen zu lernen, um kämpferische Fertigkeiten auszubilden und stetig zu verbessern. Hierfür entwickelte Harada ein einzigartiges Lehrgebäude, in dem herkömmliche Kata, verschiedenste Partnerübungen und Kumite miteinander verwoben sind. Als Übungsziele dienten ihm die außergewöhnlichen technischen Fertigkeiten seiner Lehrer Egami und Okuyama, die er am eigenen Leibe zu spüren bekam. Seine direkten Schüler hatten bis zum Ausbruch der Pandemie Anfang 2020 das Vergnügen, im Kumite mit ihm sein eigenes technisches Niveau zu erleben und Schritt für Schritt übertragen zu bekommen. Er hatte bewusst darauf verzichtet, einen seiner Schüler zu seinem Nachfolger zu bestimmen.
Am 26. Februar 2021 verstarb Harada Mitsusuke im Alter von zweiundneunzig Jahren friedlich in seinem Haus in Cwmbrân, Wales. In Newport, Wales, wurde auf seiner letzten Ruhestätte ein Erinnerungsbaum als lebendiges Denkmal für ihn gepflanzt.
Vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs erhielt er unabhängig davon auch Unterricht im Bajonettkampf (Jūken-Jutsu) sowie eine Ausbildung zur lebenden Bombe gegen US-amerikanische Panzer, deren Umsetzung in die Praxis ihm glücklicherweise erspart geblieben ist.
1948 nahm er das Wirtschaftsstudium an der renommierten Waseda-Universität in Tōkyō auf und wurde Mitglied des Karate-Klubs derselben Hochschule. Übergangsweise übte er zuvor noch für etwa drei Monate als Privatschüler von Funakoshi Gichin. Ab 1953 trainierte Harada über achtzehn Monate hinweg täglich als Privatschüler von Egami Shigeru (1912–1981), einem Schüler der beiden Funakoshis. Während seines Studiums erhielt er zudem Anleitung von Okuyama Tadao (1918–2006), einem Schüler von Funakoshi Yoshitaka.
1955 wanderte Harada, nunmehr als Angestellter einer Bank, nach Brasilien aus und gründete mit Funakoshi Gichins ausdrücklicher Genehmigung das selbstständige „Shōtōkan Brasilien“. Nachdem er 1956 von Funakoshi seinen 5. Dan erhalten hatte, beanspruchte er für den Rest seines Lebens keine höhere Graduierung mehr. Denn dies war die höchste Stufe im Karate seines Lehrers. Von Egami wurde er 1957 mit einer Urkunde zum „Karate-Dō-Lehrer“ ernannt.
1963 folgte er einer Einladung nach Frankreich, zog aber schließlich nach Großbritannien. Dieser Umzug geschah nicht ganz freiwillig, war er doch das Ergebnis einer Jahrzehnte später aufgedeckten Intrige eines japanischen Karate-Geschäftsmanns, die zu Haradas Abschiebung aus Frankreich führte. Am 1. Juni 1966 gründete er den „Karate-Dō Shōtōkai“ (kurz: KDS) und widmete sich fortan gänzlich der Übung, Erforschung und Unterweisung seines Karate.
Um weitere Kata zu lernen und sich vor Ort über eine vom Karate-Klub der Chūō-Universität ausgehende Neuausrichtung von Funakoshis Karate weg von einem Budō, hin zu einer eher tänzerischen Kunstform zu informieren, reiste er 1967 für sechs Monate nach Japan. Von Egami erhielt er hinsichtlich dieser Neuausrichtung jedoch keine eindeutige Antwort. Dennoch stellte ihm Egami daraufhin im Namen von Shōtōkai Japan 1968 eine Urkunde aus, die ihn als „höchsten Ausbilder“ dieser Karate-Richtung in Europa auswies. Aufgrund von Egamis unklarer Haltung besann sich Harada auf sein früheres Training unter Egami und konzentrierte sich infolgedessen erfolgreich darauf.
In dem populären stilübergreifenden Buch „Know Karate-do“ von 1975 wurde Harada mit Foto als der „oberste Shōtōkai-Ausbilder für Europa“ vorgestellt. Während jener und der nächsten Dekaden entstanden in verschiedenen Ländern KDS-Gruppen, z. B. in Frankreich, Großbritannien, Belgien, Marokko, Finnland, Estland, Spanien, Deutschland, Kanada.
An einem 1991 im britischen Durham ausgerichteten großen Budō-Festival beteiligte sich Harada mit einer Karate-Aufführung, die auch für eine später erschienene Dokumentation gefilmt wurde. 1997 und 1999 wurden zwei Bücher in englischer Sprache über sein Leben mit Karate veröffentlicht. 2001 traf sich Harada in Japan erneut mit Okuyama, der ihm in seinem Weg bestärkte und ihm seine seit den 1960er Jahren entwickelte Übungsform mit einem geraden Holzschwert (Bokken) vorstellte.
In Anerkennung seiner Verdienste um das Karate wurde Harada 2007 von der britischen Königin zum MBE (Member of the Order of the British Empire) berufen. Eine 2012 begonnene Filmdokumentation über sein Leben und Karate ließ er mit der Begründung abbrechen, dass sie zu teuer und für niemanden von Interesse sei. Auf der Jubiläumsveranstaltung zum achtzigjährigen Bestehen von Shōtōkai Japan gab er 2015 in Tōkyō zusammen mit seinem trainingsältesten Schüler Bernard Mathieu eine Vorführung.
Über seine Lehrer war Harada Teil der orthodoxen Shōtōkan-Strömung, wie er selbst sie nannte. In dieser gilt es, das volle körperliche und geistige Potential des Menschen ausschöpfen zu lernen, um kämpferische Fertigkeiten auszubilden und stetig zu verbessern. Hierfür entwickelte Harada ein einzigartiges Lehrgebäude, in dem herkömmliche Kata, verschiedenste Partnerübungen und Kumite miteinander verwoben sind. Als Übungsziele dienten ihm die außergewöhnlichen technischen Fertigkeiten seiner Lehrer Egami und Okuyama, die er am eigenen Leibe zu spüren bekam. Seine direkten Schüler hatten bis zum Ausbruch der Pandemie Anfang 2020 das Vergnügen, im Kumite mit ihm sein eigenes technisches Niveau zu erleben und Schritt für Schritt übertragen zu bekommen. Er hatte bewusst darauf verzichtet, einen seiner Schüler zu seinem Nachfolger zu bestimmen.
Am 26. Februar 2021 verstarb Harada Mitsusuke im Alter von zweiundneunzig Jahren friedlich in seinem Haus in Cwmbrân, Wales. In Newport, Wales, wurde auf seiner letzten Ruhestätte ein Erinnerungsbaum als lebendiges Denkmal für ihn gepflanzt.
Copyright © by Henning Wittwer und Karate-Dō Shōtōkai Deutschland (KDSD)